Ich bin eine
Jammertante mit abgeschlossener Ausbildung an der österreichischen Seieruni.
Der weltbeste Freund erträgt meine Sumperanfälle, die genauso periodisch
wiederkehren wie der Wechsel der Jahreszeiten, stets stoisch und mit großem
Verständnis. Liege ich dann mit dem Gesicht nach unten zeternd auf der Couch,
weil ein Schüler zwieder war, ich mich um die Zukunft sorge oder etwas nicht so
recht hinhauen wollte, macht er mir Kakao, streichelt mir den Kopf und ist
einfach da. Meistens hilft das in akuten Fällen sehr gut, aber als ich im
letzten Sommer während des Schreibens meiner Diplomarbeit in andauerndes
Grübeln und chronisches Schwarzsehen abdriftete, machte nicht nur er sich
ernsthafte Sorgen.
Auch Simon, der
quasi der Al Gore unter meinen Freunden ist und der nicht davor zurückschreckt,
mir in allen Lebenslagen immer wieder die (nicht immer angenehme) Wahrheit zu
sagen, bemerkte meine schlechte Stimmung. Wochenlang lauschte er geduldig meinem
Gejammer, bis er eines Nachmittags genug hatte. Wir saßen gerade bei selbstgemachtem
Eistee und Zitronenkuchen am Balkon, es hatte wunderschönes Wetter, ich Ferien,
aber dennoch war alles schlecht. Also warf er seine Hände theatralisch in die
Luft und sagte energisch: „Nadja, du musst etwas ändern, du bist unerträglich.
Morgen bring ich dir ein Buch vorbei, das liest du dann und befolgst die
Ratschläge. Verstanden?“ Wer Simon schon einmal mit seinem strengen Lehrerblick gesehen hat, der weiß, dass man ihm in solchen Situationen gehorcht, und zwar augenblicklich, also konnte ich nur ergeben nicken.
Das Buch, das er mir dann vorbeibrachte, war eine Anleitung, wie man glücklich wird. So einfach
sollte es sein? Ganz so simpel ist das Ganze natürlich nicht, denn
Glücklichsein hat schon auch etwas mit der richtigen Einstellung zu tun. Will ich mich dem Jammern ergeben, dann helfen alle guten
Ratschläge aus dem Buch nichts, denn dann ist mir alles egal. Das Elend fühlt
sich manchmal aber auch zu gut an. Bin ich in der richtigen Stimmung zum
Glücklichsein, ist es einfacher. Da hilft es, wenn es draußen schön ist, ich
satt und warm eingepackt bin und etwas mache, das mir Freude macht. Wenn das
nicht so ist, dann steckt hinter dem Glücklichsein harte Arbeit und das
Bewusstsein für einige fundamentale Wahrheiten.
Gerade jetzt ist
wieder so eine Zeit, in der mir das Fröhlich- und Glücklichsein oft sehr schwer
fällt. Ich schreibe gerade Unmengen an Bewerbungen – ich mache zwar gerade mein
Unterrichtspraktikum an einer wirklich tollen Schule, aber wie es nächstes Jahr
weitergeht, weiß niemand. Meine innere Unruhe wird stärker, und so habe ich mir
vorgenommen, etwas positiver an die ganze Sache heranzugehen und wieder öfter
an das zu denken, was ich letztes Jahr im Sommer gelernt habe.
Das klingt übel, oder? Kann so etwas von einer Frau mit Selbstbewusstsein kommen, ganz ernsthaft? Wenn man sich aber einmal wirklich zum Nachdenken hinsetzt, dann stellt man aber schnell fest, dass es nicht gerade selten so ist. Wie oft schieben wir unsere Stimmung auf äußere Umstände?
Die Prüfung verfleckt? Der Professor ist immer fies, da ist es normal,
wenn man nicht jede Prüfung schafft.
Den Job nicht bekommen? Naja, es gab ja eh so viele Bewerber und Bewerberinnen, klar.
Zu spät? Eh logisch, der Verkehr war schrecklich.
Dass man mehr lernen, sich aggressiver bewerben oder früher losstarten hätte können, das verdrängt man lieber.
Den Job nicht bekommen? Naja, es gab ja eh so viele Bewerber und Bewerberinnen, klar.
Zu spät? Eh logisch, der Verkehr war schrecklich.
Dass man mehr lernen, sich aggressiver bewerben oder früher losstarten hätte können, das verdrängt man lieber.
Mit dem Glück ist
es ähnlich. Wenn alles gut ist, dann ist die Ursache schnell gefunden – es ist
schön draußen, in der Beziehung passt alles, man ist auf Urlaub, erfährt
Wertschätzung. Alles schöne Gründe, um gut drauf zu sein, aber was passiert,
wenn diese äußeren Umstände fehlen? Wenn alles schrecklich ist, weil es seit
Tagen regnet, man allein daheim ist und sich verdammt noch mal niemand um einen
kümmert, obwohl man seit Stunden auf sein Handy starrt, zu fertig, um noch ein
Lebenszeichen abzusetzen?
Dann hilft eine
positive Grundeinstellung. Verflucht noch eins, Regenwetter, Alleinsein und
keine Menschen, die sich kümmern sind keine Gründe zum Trübsal blasen. Das sind
ganz normale Umstände, die immer wieder eintreten können. Das Problem ist, dass
man sie negativ betrachtet.
Also übe ich mich
im positiven Denken. Versuche, das Beste aus allen Situationen zu machen. Das
Alleinsein zu genießen. Bei Regenwetter mehr zu schreiben oder zu lesen. Nicht
zu viel zu grübeln, sondern die Gedanken schweifen zu lassen. Es gelingt nicht
immer, aber ich werde besser.
Viel Unglück
verursacht man, indem man jemand zu sein versucht, der man nicht ist. Ich will
immer ganz anders sein. Ich wär manchmal gern wie meine Kollegin B.: ruhig und
besonnen und gar nicht leicht aufzuregen. Oder was ist mit S.? Der ist
abenteuerlustig. Oh, und sportlich, zielstrebig und zierlich wie U., so wär ich
auch sehr gerne.
Die Realität
sieht leider ganz anders aus. Ich bin leicht aufzuregen und zu begeistern, doch ruhig bin ich leider nur, wenn ich mich sehr bemühe. Abenteuerlustig zu sein liegt
mir auch nicht, ich mag keine Abenteuer und plane gerne alles von vorne bis
hinten durch. Sportlich werde ich wohl so schnell nicht werden, obwohl ich
jetzt Rad fahre – und es mir gut tut. Auch an der Zielstrebigkeit im privaten Bereich arbeite ich
noch und was zierlich zu sein betrifft, nun ja, den Wunsch sollte ich wohl langsam
begraben, das ist ein Wunsch, der wohl nur mit einer Körpertransplantation
umsetzbar ist. Aber warum ist man eigentlich so unzufrieden mit dem, was man
hat?
Vielleicht sollte
man versuchen, sich in andere hineinzuversetzen. Vielleicht wären die ruhigen,
besonnenen Menschen in meinem Leben gern ein bisschen impulsiver? Will die
zierliche Frau nicht lieber groß sein, so wie ich? Und überhaupt, kann ich mich
nicht mit dem zufrieden geben, was ich habe? Immer einem Ideal
hinterherhecheln, das man ohnehin nicht erreichen kann, ist doch wirklich nicht
schlau.
Also versuche ich
in solchen Momenten innezuhalten und nachzudenken. Bin das wirklich ich? Will
ich wirklich so sein wie die anderen, weil das gut für mich wäre, oder mache
ich mich mit diesem Wunsch nur unglücklich, weil das Ziel unmöglich zu
erreichen ist? Wenn man sich erst dieser Mechanismen bewusst ist, ist es viel
leichter, ihnen nicht auf den Leim zu gehen.
Es gibt Tage, an
denen möchte man am liebsten als Deckenburrito zusammengerollt auf dem Sofa
liegen und den ganzen Tag nur Erdnussbutter-Schoko-Eis vom Eisgreissler in sich
hineinstopfen. Aber haben nicht auch Deckenburrito-Eisgreissler-Tage etwas
Schönes, nämlich besagtes Deckenburrito-Eißgreissler-Dasein?
Puh, das klingt
schon sehr nach gestörter New-Age-Scheiße, ich gestehe. Aber die Bemühung, auch
an grauen Tagen die Farbe nicht aus dem Blick zu verlieren, ist sicher
prinzipiell gut. Ich habe mir zum Beispiel angewöhnt, all die unwichtigen und wichtigen Dinge im Leben zu fotografieren und die Fotos auch ausarbeiten zu lassen. Außerdem führe ich seit geraumer Zeit Bücher, in denen ich all
das Schöne, Tolle und Erinnerungswerte des Tages kurz in Stichworten
niederschreibe, also schreibe ich eine Art Tagebuch im Telegrammstil, in dem nur Gutes drinsteht.
Und ich hab es bis jetzt noch jeden Tag geschafft, etwas Schönes zu notieren.
Und wie macht ihr
das? Vertraut ihr darauf, dass euch das Glück zufliegt, oder habt ihr
Geheimtechniken, die ihr mir verraten wollt? Ich freue mich über eure Meinung
zu diesem Thema!
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